Sonntag, 3. Januar 2016

Der Nachtzirkus

Erin Morgenstern
Der Nachtzirkus
ullstein-Verlag
Broschiert: Auf Amazon momentan 4,99!!!
E-Reader: 8,99

Er kommt ohne Ankündigung und hat nur bei Nacht geöffnet: der Cirque des Rêves – Zirkus der Träume. Um ein geheimnisvolles Freudenfeuer herum scharen sich fantastische Zelte, jedes eine Welt für sich, einzigartig und nie gesehen. Doch hinter den Kulissen findet der unerbittliche Wettbewerb zweier verfeindeter Magier statt. Sie bereiten ihre Kinder darauf vor, zu vollenden, was sie selber nie geschafft haben: den Kampf auf Leben und Tod zu entscheiden. Doch als Celia und Marco einander schließlich begegnen, geschieht, was nicht vorgesehen war: Sie verlieben sich rettungslos ineinander. Von ihren Vätern unlösbar an den Zirkus und ihren tödlichen Wettstreit gebunden, ringen sie verzweifelt um ihre Liebe, ihr Leben und eine traumhafte Welt, die für immer unterzugehen droht.

Dieses Buch... Ich weiß gar nicht wo ich hier anfangen soll.
Allein wegen dem Einband muss man dieses Buch kaufen!
Der ist so wunderschön - selbst, wenn man das Buch nicht lesen will, so sollte es alleine deswegen im Bücherregal stehen...

Der Leser wird durch den Nachtirkus geführt.
Er sieht die Geschichte aus Celias und aus Marcos Perspektive.
Dann gibt es da noch Bailey, durch dessen Augen wir den Zirkus wie Besucher erleben.
Und Herrn Thiessen, den wunderbaren Erschaffer der Uhr, welche über dem Eingang des Cirque de rêves (Zirkus der Träume) hängt.

Diese vier Perspektiven gaukeln dem Leser vor, im Buch dabei zu sein.
Da dies eines meiner absoluten Lieblingsbücher ist, bekommt ihr nun nicht nur einen kurzen Ausschnitt aus dem Buch, sondern einen zu jeder Perspektive.

Ich hoffe euch so für dieses Buch begeistern zu können, wie es mich begeistert hat.
Ich möchte euch nicht zu viel verraten, und euch nun einfach einen kleinen Einblick in die zauberhafte Stimmung des Buches ermöglichen...


"Mit der Eintrittskarte in der Hand folgst du einer langen Schlange von Besuchern in den Zirkus und beobachtest beim Warten die rhythmische Bewegung der schwarz-weißen Uhr.
Hinter dem Kartenhäuschen kommt man nur durch einen breitgestreiften Vorhang weiter. Ein Besucher nach dem anderen tritt hindurch und verschwindet außer Sicht.
Als du an der Reihe bist, ziehst du den Stoff beiseite, trittst vor und stehst, sobald der Vorhang sich wieder schließt, in vollkommener Dunkelheit.
Es dauert eine Weile bis deine Augen sich eingewöhnen, und dann erscheinen winzige Lichtpunkte wie Sterne und säumen die dunkeln Wände vor dir.
Und während du noch vor wenigen Sekunden den anderen Zirkusgängern so nah warst, dass du sie hättest berühren können, bist du jetzt allein und tastest dich durch einen labyrinthartigen Tunnel zögernd vorwärts.
Der Tunnel schlängelt und windet sich, die kleinen Lichter sind die einzige Beleuchtung. Du kannst nicht einschätzen, wie weit du schon gegangen bist oder in welche Richtung.
Schließlich gelangst du zu einem zweiten Vorhang. Der samtweiche Stoff teilt sich mühelos unter deinen Händen.
Auf der anderen Seite blendet dich gleißendes Licht."

Der Leser wird quasi an der Hand in den Zirkus hineingeführt. Wartet ihr auch schon darauf, was sich hinter dem Vorhang versteckt? Was euch erwartet, wenn ihr erst einmal nicht mehr von dem Licht geblendet seid?



"Am Abend zuvor hatte Bailey den Zirkus zum ersten Ma richtig erlebt. Er war mit nichts vergleichbar, was er jemals gesehen hatte. Die Lichter die Kostüme, alles war so anders. Als wäre er dem Alltag entschlüpft und in eine andere Welt spaziert.
Er hatte eine normale Vorstellung erwartet. Etwas, bei dem man auf dem Stuhl sitzt und zuschaut.
Aber er merkte schnell, wie sehr er sich getäuscht hatte.
Man musste den Zirkus erkunden.
Er erforschte ihn, so gut er konnte, obwohl er sich kläglich unvorbereitet vorkam. Er wusste nicht, für welche der vielen Zelte er sich entscheiden sollte, an denen verheißungsvolle Schilder mit Hinweisen auf das jeweils zu Erwartende lockten.
Und sobald er auf einem der gewundenen Pfade zwischen den Streifenwänden abbog, tauchten neue Zelte auf, mit neuen Schildern und neuen Geheimnissen.
Er stieß auf ein Zelt mit Akrobaten und schaute zu, wie sie über ihm herumwirbelten und sich drehten, bis ihm der Nacken weh tat. Er lief durch ein Zelt voller Spiegel und sah Hunderte und Tausende von Baileys, die alle die gleiche graue Mütze trugen und ihn aus großen Augen anstarrten.
Sogar das Essen war erstaunlich. Äpfel, mit so dunkler Karamellglasur, dass sie fast schwarz aussahen, die aber dennoch leicht und süß schmeckten. Schokoladenfledermäuse mit hauchzarten Flügeln. Der köstlichste Apfelmost, den Bailey je getrunken hatte."

Versteht ihr nun ein bisschen meine Begeisterung?
Ich möchte mit Bailey durch den Zirkus spazieren, heißen Apfelmost trinken, Schokoladenfledermäuse knabbern und von einem Zelt in das andere laufen und mir all die verschiedenen Darbietungen ansehen, die der Cirque de rêves zu bieten hat...




"Ein paar haben sie zunächst für eine Assistentin gehalten, aber auch sie sitzt auf einem Stuhl und wartet mit einem Nummernzettel (23).
Sie hat keine Truhe, keinen Umhang, keinen Vogelkäfig oder Spazierstock dabei. Sie trägt ein dunkelgrünes Kleid und darüber eine zugeknöpfte schwarze Jacke mit Puffärmeln.Die üppigen braunen Locken sind unter einem nicht weiter bemerkenswerten schwarzen Federhut ordentlich hochgesteckt.
Die langen Wimpern und der leichte Schmollmund verleihen ihr etwas Mädchenhaftes, obwohl sie eindeutig kein Mädchen mehr ist. Aber ihr Alter ist schwer zu schätzen, und niemand traut sich zu fragen. So oder so ist sie für die anderen "das Mädchen", und als solches wird sie auch in den Gesprächen nach dem "Vorfall" bezeichnet. 
Trotz der schlecht versteckten und mitunter sogar unverhohlen starrenden Blicke schenkt sie niemand Beachtung."

Celia stellt sich für die Stelle des Zauberers im Zirkus vor. Bereits bei ihrer Beschreibung im Wartezimmer erkennt man, das Celia sich von allen anderen Bewerbern abhebt.
Wie sie die Jury dann beeindruckt, dürft ihr selbst nachlesen.
Und vor allem auch, was ihre wirkliche Aufgabe in diesem Zirkus ist, der nicht nur ein Zirkus ist...


"Seit Jahren fühlt er sich ganz gut vorbereitet. Das Üben mit Isobel hat sich als Vorteil erwiesen - er konnte seine Kunststücke in einzelnen Punkten so verbessern, dass selbst Isobel, die sie schon oft gesehen hat, sie nicht immer durchschaut. Aber angesichts seiner Gegnerin hat ihn sein gutes Gefühl plötzlich verlassen. Nun ist er verwirrt und nervös.
Er hatte eigentlich erwartet, dass er im entscheidenden Moment schon wüsste, was zu tun sei.
Und er hatte den Gedanken gehegt, dass es vielleicht nie zum Äußersten kommen würde und die Aussicht auf das Spiel ihn lediglich zum Lernen anspornen sollte und mehr nicht.
"Dann beginnt die Prüfung also, wenn der Zirkus eröffnet?", fragt Isobel. Er hatte schon fast vergessen, dass sie anwesend ist. "Das ist wohl anzunehmen", sagt Marco. "Mir ist allerdings nicht klar, wie wir gegeneinander antreten sollen, wenn der Zirkus auf Reisen geht und ich in London bleiben muss. Offenbar muss ich alles aus der Ferne machen."

Dies ist der Moment, in dem Marco seine Gegenspielerin erkannt hat, sowie den Beginn des Spieles vor sich sieht. Wie es genau funktionieren soll, weiß er hingegen nicht.
Ob seine Gegnerin diese Dinge auch weiß?



"Gewiss gibt es Zelte, die mir bei meinen zahlreichen Besuchen im Zirkus entgangen sind. Auch wenn ich sehr viel gesehen habe und zahlreiche Wege gegangen bin - immer bleiben manche Winkel unerforscht und manche Türen ungeöffnet. 
- Friedrick Thiessen, 1869"


Friederick Thiessen ist ein Rêveur. Ein Liebhaber des Zirkus, der sich unter anderem durch eine Uhr auszeichnet, die er gebaut hat.
Die Rêveurs reisen dem Zirkus hinterher, sind verzaubert von ihm, haben einen weg gefunden, herauszufinden, wo der Zirkus wohl als nächstes seine vielen Zelte aufschlagen wird.
Sie wissen nicht um das Spiel, welches sich über diesen Zelten austrägt. 
Sie wissen nicht, was der eigentliche Sinn und Zweck des Zirkus ist...


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